Ausstellung in der Dokumentations- und Gedenkstätte Rostock
Die Dokumentations- und Gedenkstätte in der ehemaligen Untersuchungshaft der Staatssicherheit in Rostock (DuG Rostock) wird vom 26. November 2025 bis zum 30. April 2026 erstmals in enger Zusammenarbeit mit dem Kunstverein zu Rostock zum Schauplatz einer spannungsvollen Begegnung von Erinnerungskultur und zeitgenössischer Kunst. In einer konzeptuellen Auseinandersetzung mit der Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit ist die Berliner Künstlerin Marie Jeschke zu Gast. Sie präsentiert ihr aktuelles Projekt zur Flucht über die Ostsee, das einen unkonventionellen Blick auf das historische Trauma
wirft.
Die Ausstellung Fluide Grenze zeigt ortsspezifische Videos, Malerei und Installationen. Um eine distanzierte Betrachtung zu vermeiden, werden die Werke durch die Künstlerin bewusst außerhalb eines klassischen „White Cube“ inszeniert. Die Installationen sind direkt in die historischen Räumlichkeiten der DuG Rostock, einschließlich des sonst nur per Führung
zugänglichen ehemaligen Freihofs und Küchentrakts, integriert und treten in einen unmittelbaren Dialog mit der historischen Erinnerungsarbeit des Ortes. Dort, wo unter anderem Menschen inhaftiert wurden, die versucht hatten, über die Ostsee aus der DDR zu entkommen, interveniert Jeschke künstlerisch und setzt gleichzeitig ein Denkmal.
Den Dingen Bedeutungen und Kontexte zuzuweisen ist ein unsichtbarer Akt des Menschseins., so Marie Jeschke.
Seit Sommer 2024 beschäftigt sich die Künstlerin, deren eigene Familiengeschichte in enger Verbindung mit dem Thema Flucht steht, intensiv mit Orten, an denen DDR-Fluchtversuche über die Ostsee oder Grenzflüsse stattgefunden haben. Dort geht sie mit Leinwand und Pflanzenfarbe direkt ins Wasser. Durch den performativen Akt des Schwimmens unter Wasser nutzt die Künstlerin die Bewegungen ihres eigenen Körpers, um kraftvolle, aus der Tiefe des Unsichtbaren entstandene Kunstwerke zu schaffen, die ein intensives und multisensorisches Engagement mit den sie umgebenden Gewässern fordern.
Jeschkes Anspruch ist kein Reenactment und Nachvollziehen der konkreten Fluchtereignisse, sondern ein Hineinspüren mit Hilfe von Membranen (Leinwand) in das fluide Gewässer. Dahinter steht die Frage: Ist Wasser ein Informationsspeicher? Die Künstlerin bejaht dies und versucht durch ihre Arbeitstechnik mit den sichtbaren und unsichtbaren Abdrücken des Wassers eine Art von Begegnungsprotokoll zu erstellen. Sie selbst bzw. ihr Körper fungiert dabei als reines Malwerkzeug.
So schreibt das Wasser unbeeinflusst seine Wahrheiten jenseits von Sprache in die weichen Membranen ein, Künstlerin und Material werden zum Medium. Was Farben und die in der Umgebung vorkommenden Pflanzen und andere Substanzen berichten, sieht Jeschke erst später im Trocknungsprozess. Ein eigensinniges, bildgebendes Verfahren, das Jeschke selbst als „Unterwasser-Recordings“ beschreibt.
Ausstellungseröffnung
26. November 2025 um 18 Uhr
Begrüßung: Dr. Steffi Brüning, Leiterin der DuG Rostock
Einführung: Susanne Burmester, Kuratorin der Ausstellung
Rundgang durch die Ausstellung mit der Künstlerin, der Kuratorin und der Gastgeberin
Öffnungszeiten
Dienstag und Donnerstag 10 bis 15 Uhr
Dokumentations- und Gedenkstätte Rostock in der ehemaligen Untersuchungshaft der Staatssicherheit in Rostock | Grüner Weg 5 | 18055 Rostock
Begleitprogramm
21. Januar 2026 um 18 Uhr
Kunst und Wissenschaft
Gespräch mit der Historikerin Dr. Jenny Linek (Universität Greifswald) und Marie Jeschke,
Moderation Susanne Burmester (Kuratorin)
28./29. Januar 2026 um 16 Uhr
Öffentliche Führung
Rundgang mit der Künstlerin, der Kuratorin und der Gastgeberin
Pressematerial zum Download
Ausstellungslyer mariejeschke_langdin-f.pdf
Ausstellungsplakat